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Der moralische Scam

Der moralische Scam

BitcoinblogBitcoinblog2024/10/22 15:45
Von:Christoph Bergmann
The double locked door. Foto von momentcaptured1 via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Seit einigen Monaten geistert der Tron-Multisig-Scam durch die Kryptowelt. Es handelt sich um eine ziemlich interessante Masche, die sogar eine moralische Komponente hat. Wer drauf reinfällt, hat es oft verdient!

Eine der Probleme mit Betrügern ist, dass sie oftmals vielfach kreativer sind als ihre Opfer. Während die meisten Menschen eher selten daran denken, wie sie betrogen werden könnten, denken Betrüger rund um die Uhr daran, wie sie betrügen können.

Das Ergebnis sind oft kreative, verwirrende, ausgefeilte, schwer zu erkennende Betrugsmaschen . Man könnte es schon fast bewundern. Eines der Highlights in diesem Jahr ist der Tron-Multisig-Scam. Er ist nicht nur überraschend orchestriert, sondern hat auch eine moralisch interessante Komponente.

Auf den Tron-Multisig-Scam hingewiesen hat mich Mario, der Financial Insider auf Youtube .

Wie alle guten Scams ist auch dieser wie ein Drama aufgebaut. Daher stellen wir ihn in vier Akten vor:

1. Die Versuchung

Der Betrüger postet in einem Forum, einer Telegram-Gruppe, unter Youtube-Videos oder sonstwo. Er berichtet, dass er 800 USDT in einer Tron-Wallet habe, aber sie nicht bewegen könne. Er bittet um Hilfe, und damit andere die Wallet inspizieren können, teilt er die Seed-Phrase.

Jeder weiß: Das soll man niemals tun! Niemals! Mit einer Seed-Phrase kann man eine Wallet rekonstruieren und leeren . Aber eben darum erwischt an dieser Stelle manchen kalt die Gier. Und eben darauf setzen die Scammer.

Klar, man sollte die Fehler und Dummheiten der anderen nicht ausnutzen, aber hei!, man lebt nur einmal … und wenn nicht ich, dann macht es ein anderer! Oder? Und so weiter. Selbst bei Menschen, deren moralischer Kompass an sich gut gepolt ist, springt in solchen Momenten eine Kette der Rechtfertigungen an.

2. Der erste Biss

Das Opfer, das sich in dem Moment für einen Täter hält, zaudert und zögert, es ringt mit sich selbst, aber lädt schließlich eine Tron-Wallet herunter und gibt, nur versuchsweise, die Seed ein. Mal sehen, was geschieht. Noch macht man ja nichts verbotenes, man schaut es sich nur an …

Das Opfer verstrickt sich nun immer tiefer in dem Scam. Die Seed funktioniert, es öffnet sich eine Wallet, die tatsächlich 800 USDT enthält. Jeder, der sich ein bisschen mit der Thematik auskennt, sieht sofort, woran es gehakt hat: Die Wallet enthält nur Dollar-Token, aber keine TRX. Daher können die Dollar gar nicht überwiesen werden, klar, da man mit den TRX die Gebühren bezahlen muss. Ein Anfänger-Fehler, einfach zu beheben.

Wissen ist Trumpf – aber auch eine große Versuchung. Sobald man etwas weiß, das ein anderer nicht weiß, fühlt man sich unbesiegbar. Man lässt jede Vorsicht und Paranoia fallen. Was soll einem schon passieren? Man weiß doch, wie die Dinge laufen! Wissen kann auch dumm machen.

3. Die Entscheidung

Nun steht unser potenzielles Opfer vor einer Kreuzung: Soll ich – oder soll ich nicht? Soll ich mir schnell 800 Dollar abgreifen – oder lieber ehrlich sein? Wer aus moralischen Skrupeln die Wallet rasch und für immer schließt, hat Glück gehabt. Seine Moral hat ihn davor geschützt, auf einen Betrug rein zu fallen.

Manche entscheiden sich dagegen für die pädagogische Variante mit Bonus: Man überweist die USDT auf eine eigene Wallet, bevor es andere, weniger ehrliche Menschen machen, denen der naive Tropf seinen Seed gewiss ebenfalls zeigt. Man stiehlt nicht, sondern schützt den Armen nur vor sich selbst. Man wird ihn dann anschreiben und belehren. Und wenn er nicht reagiert – nun gut, dann bleiben die USDT eben bei einem selbst.

Also besorgt man sich ein paar TRX, sofern man noch keine hat, etwa auf Bitcoin.de , und überweist sie an die Wallet, um die Dollartoken zu „retten“, ob mit oder ohne Anführungszeichen, ob aus Gier oder ehrlicher Hilfsbereitschaft.

4. Die Falle schnappt zu

Und damit schnappt die Falle zu. Aus dem Täter oder Helfer wurde ein Opfer, aus dem vermeintlichen naiven Opfer der Täter. Man könnte es auch eine perfide Art der Gerechtigkeit nennen.

Denn die Tron-Wallet ist eine Multisig-Wallet . Man braucht zwei Schlüssel, um Coins in ihr zu bewegen, zwei Schlüssel, die sich aus zwei Seedphrasen ableiten. Da man nur eine hat, liegen die 800 USDT zwar direkt vor Augen, sind aber so unbeweglich wie ein Berg. Den Scammern war das natürlich klar. Sie wussten, dass das Teilen der einen Seed-Phrase niemanden in Gefahr bringt, solange sie die zweite Seed geheimhalten. Niemand, außer dem „Retter“.

Denn unser Opfer hat ja bereits TRX-Token an die Wallet gesendet. Nur als Gebühr, aber ein paar Euro sind dennoch nötig. Da man es eilig hat und 800 Dollar winken, zögern viele womöglich nicht, auch zehn Euro oder mehr auf die Wallet zu senden. Da auch diese TRX-Token nun auf einer Multisig-Adresse liegen, sind sie die Beute: Nur die Scammer sind in der Lage, sie abzuziehen.

Und damit endet der Tron-Multisig-Scam. Der Gewinn ist nicht eben überwältigend, aber bei ein paar tausend Opfern dürfte er sich dennoch auszahlen. Wie viele Leute schon drauf rein gefallen sind, ist nicht bekannt; vermutlich ist die Dunkelziffer hoch, weil sich viele Opfer schämen, in eine Falle getappt zu sein, indem sie etwas stehlen wollten.

Sie haben die Lektion gelernt, die ihr hier, im Trockenen, auffrischen könnt, bevor es wirklich passiert: Die Gier ist die wertvollste Emotion, die ihr in euch tragt – für Betrüger. Nichts, das sich in euch regt, lässt sich so gut ausnutzen, denn Augen, die vor Gier leuchten, sehen meistens ziemlich schlecht.

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Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Artikels gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder und repräsentiert nicht die Plattform in irgendeiner Form. Dieser Artikel ist nicht dazu gedacht, als Referenz für Investitionsentscheidungen zu dienen.

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