Ein Chinese verbrennt mehr als 600 Ether, um vor Gedankenkontrolle zu warnen
Ein Mitarbeiter eines chinesischen Investmentfonds hat mehr als 2.000 Ether – circa 5,5 Millionen Euro – ausgegeben, um eine Nachricht auf die Ethereum-Blockchain zu setzen. Darin behauptet er, schon von Geburt an durch einen Brain-Computer-Chip kontrolliert zu werden.
Kürzlich geschah etwas Unerhörtes auf der Ethereum-Blockchain: Jemand verbrannte mehr als 600 ETH – immerhin rund 1,4 Millionen Dollar – nur um eine Nachricht auf die Blockchain zu setzen.
Verbrannt sollte man dabei nicht zu wörtlich verstehen. Es meint hier, Coins an eine Adresse zu senden, für die erwiesenermaßen niemand die Schlüssel hat. Etwa die 0x000…00 . Das ist die klassische Burn-Adresse von Ethereum, auch „das Schwarze Loch von Ethereum“ genannt. Auf ihr liegen derzeit satte 14.055 ETH, gut 38 Millionen Dollar, welche in mehr als einer Million Transaktionen eingeflossen sind.
Das Schwarze Loch von Ethereum ist eigentlich die Adresse der Wahl, wenn man erwiesenermaßen die Kontrolle abgeben möchte. So hat etwa der dezentrale Mixer Tornado Cash die „Operator Address“ auf die 0x000…000 gesetzt , sodass nachweislich niemand mehr Zugriff auf die Smart Contracts hat.
Man kann sich die Adresse aber auch als eine Art Schwarzes Brett von Ethereum vorstellen: Transaktionen, die dort eingehen, werden tendenziell eher gesehen, da die Adresse so prominent ist. So kam es, dass Ethereums Schwarzes Loch mit Nachrichten gespamt wird. Das meiste ist kryptischer Unsinn; vieles ist verschlüsselt oder ein offensichtlicher Fehler. Häufig bewerben die Nachrichten Memecoins und andere Token oder betteln um Spenden.
Etwas interessanter sind einige chinesische Botschaften. Die Adressen 92821.eth und 88469.eth interagieren wiederholt mit der 0x000…000, um Nachrichten zu hinterlassen. Sie wirken aber eher wie Tagebücher, Briefe oder Autobiografien. Interessant, aber auch nicht sehr spektakulär. Ihr könnt sie auf Etherscan nachlesen und mit einem Online-Übersetzer eurer Wahl übersetzen.
Gruseliger wird es, wenn wir auf die Nachrichten von Hu Lezhi kommen.
„… ein vollkommener Sklave der digitalen Maschine.“
Hu Lezhi hat von seiner Ethereum-Adresse aus im Laufe der letzten zehn Tage durch Transaktionen an die 0x000…0000 mehrere Botschaften in die Blockchain hineingebrannt. Daran wäre zunächst nichts erwähnenswert, da dies die ganze Zeit geschieht.
Hu Lezhi hat seinen Nachrichten aber das Gewicht des Geldes gegeben. Er hat mit den Transaktionen auch Ether versendet, insgesamt mehr als 600, von denen 500 allein auf die letzte Nachricht am 17. Februar fallen. Man könnte daraus schließen, dass es ihm drängender wurde, so als laufe ihm die Zeit weg, und er wolle um jeden Preis Aufmerksamkeit für das bekommen, was er sagen will, am Ende so sehr, dass es ihm mehr als eine Million Dollar wert war, gehört zu werden.
Auf der Blockchain stehen die Nachrichten in Chinesisch, zum Teil mit englischer Übersetzung. Hier die deutsche Variante:
Die Chefs von Kuande Investment, Feng Xin und Xu Yuzhi, benutzen Gehirn-Compuer-Waffen um ihre gegenwärtigen und vergangenen Mitarbeiter zu schikanieren. Aber auch sie selbst werden kontrolliert.
Brain-Computer-Chips wurden militärisch auf weiter Skalierung eingesetzt. Alle militärischen Mächte nutzen Basis-Stationen, Radios und Nano-Brain-Computer-Chips, um ihre Bürger zu kontrollieren.
Das Interface der Gehirn-Computer und die Technologien des Gedankenlesens entwickelt sich weiter. Dabei ensteht eine neue Art von Verbrechen, bei dem freie Geister zu Puppen werden. Das Opfer verliert graduell sein Gefühl für seine Bedürfnisse, bis es ein vollkommener Sklave der digitalen Maschine wird. Wenn ich eines Tages ein Opfer des finalen Zustands werde, verlasse ich diese Welt.
Darüber hinaus hat Hu mehr als 1.600 Ether an verschiedene Charities gespendet, darunter auch Wikileaks und die Ethereum-Foundation. In den meisten Transaktionen wiederholt er seine Texte. In der letzten Spende an Wikileaks, fast 600 ETH, fügt er noch eine weitere Nachricht hinzu:
Ich bin Hu Lezhi, ein gewöhnlicher Programmierer und Unternehmer. Mir wurde ab dem Oktober 2022 bewusst, dass ich von einer Organisation der Gedankenkontrolle beobachtet und manipuliert werde, seit ich geboren bin. Als ich realisierte, dass es eine solche Organisation der Gedankenkontrolle gibt, erhöhten sie den Schaden, den sie mir zufügten. Ich hatte sehr viele Schmerzen in den vergangen zwei Jahren. Nun habe ich meine Menschenwürde vollständig verloren. Ich habe entschieden, dass ich diese Welt verlasse, und hoffe, dass diese hässliche Welt bald zerstört wird.
Paranoia oder Einsicht?
Die letzte Nachricht ist vom 17. Februar. Seitdem schweigt die mittlerweile prominent gewordene Adresse, empfängt aber viele eingehende Transaktionen.
Viele senden Hu Lezhi einfach ein paar Cent, manche weisen mit ihrer ENS-Adresse auf etwas hin, andere hängen eine Nachricht mit der Bitte an, Hu möge ihnen 100 Ether schenken, bevor er sich selbst tötet. Oft erhält Hu Mitleid und Empathie („Bruder, gib‘ nicht auf!“ — „Ich verstehe deine Lage, aber …“), noch öfter den Rat, einen guten Psychologen aufzusuchen. Manche Nachrichten teilen seine Erfahrung mit Gedankenkontrolle und laden ihn ein, sich einer Allianz gegen diese anzuschließen. Doch die anschließende Bitte um Spenden macht dies unglaubwürdig.
Insgesamt also wenig von Wert. Interessanter könnte es sein, den Hinweisen zu folgen, die Hu gelegt hat: Xin Feng ist Mitgründer von WizardQuant (Kuande Investments), Yuzhi Xu sein CIO. Xin hat in Statistik promoviert und hat 18 Jahre Erfahrung im quantitativen Investment, unter anderem für BNP Paribas; Yuzhi hält einen Bachelor in Mathematik und hat in Kanada mit Supercomputern gearbeitet. Eventuell könnte man noch Meng Xiao betrachten, der ein Partner ist und einen Master in Elektrotechnik besitzt.
WizardQuant rühmt sich, global Daten zu sammeln, mehr als 2 Terabyte am Tag aus mehr als 100.000 Quellen, um damit Chinas führender Hedgefonds für quantitatives Investment zu werden. Auf dem Blog der Firma findet man zahlreiche Posts, in denen es aber nur um Investments geht. Wirklich weiter führt uns das auch nicht.
Auf Twitter spekuliert jemand darüber, dass Hu Lezhi ein Mitarbeiter von Wizard Quant ist und Zugang zu deren Assets hatte. „Er hat sie abgezogen, verbrannt und den Rest gespendet. Er wirkt selbstmordgefährdet in seinen Nachrichten, die durch ihre wilden Anschuldigungen schon verrückt genug sind.“ Vielleicht ist Paranoia und der Zugriff auf stattliche Wallets die klarste Erklärung. Das Datum von Hus Erleuchtung – das Jahr 2022 – könnte vielsagend sein. Die Corona-Pandemie – mit ihren Lockdowns, der Isolierung, der rapide anziehenden Überwachung – wurde zu einem Brutkasten paranoider Verschwörungstheorien, aus denen viele, hier wie in China, nicht wieder herausfanden.
Natürlich kann man das Internet lange nach Informationen zur Gedankenkontrolle in China durchforsten. Es gibt mehr Treffer, als man sich ausdenken kann, darunter wilde Verschwörungstheorien, aber auch wissenschaftliche Publikationen. Vermutlich macht eben diese Flut an Theorien, an Vermutungen, Fake News und wissenschaftlichen Informationen, es so schwer, die Wahrheit zu finden oder Hinweise ernst zu nehmen.
Hu Lezhi hat dies immerhin klar erkannt. In einer digitalen Welt, in der es nicht zu wenig, sondern viel zu viel Informationen gibt, muss man einen Preis zahlen, um seiner Nachricht Gewicht zu verleihen. Hu war es mehr als 2.000 Ether wert, seine Botschaft aus der Beliebigkeit der täglichen Netzflut hervorzuheben. Niemand bezahlt so viel, der es nicht ernst meint. Dies aber bedeutet nur, dass sein Sendungsbewusstsein extrem hoch war, aber noch nicht, dass es auch wahr ist …
Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Artikels gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder und repräsentiert nicht die Plattform in irgendeiner Form. Dieser Artikel ist nicht dazu gedacht, als Referenz für Investitionsentscheidungen zu dienen.
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